In Berlin wurden in letzter Zeit mehrere Fälle von Flohbefall gemeldet, bei denen ein Zusammenhang mit Fuchsbauen vermutet wird. Einige Floharten können sowohl Wildtiere wie Füchse als auch Menschen befallen. In Gebieten, in denen Füchse ihre Baue anlegen, kann es unter Umständen zu einer Übertragung auf den Menschen kommen. In Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt und dem Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut (SDEI) wurde am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) eine Taskforce eingerichtet, um die Verbreitung der Flöhe von Wildtieren auf Menschen besser zu verstehen und tier- und artenschutzgerechte Strategien zur Eindämmung zu entwickeln. Sie erstellt Infoblätter und steht zuständigen Stellen und Privatpersonen beratend zur Seite.
Die Taskforce besteht aus Biolog:innen, Wildtierärzt:innen und Berater:innen des Leibniz-IZW und arbeitet eng mit der Berliner Senatsverwaltung zusammen. Ziel ist es, Informationslücken zu schließen und eine Strategie zur Eindämmung der Flohfälle zu entwickeln, die im Einklang mit Tier- und Artenschutz steht. Ein Informationsblatt für Berliner Bürgerinnen und Bürger kann hier heruntergeladen werden:
https://hidrive.ionos.com/share/xrryxnwg-j
Die Taskforce steht für Presseanfragen zur Verfügung und kann unter anderem zu folgenden Fragen und Themen Auskunft geben:
Was ist bisher zu den Fällen von Flohbefall in Berlin bekannt?
Es sind bislang mindestens sieben Fälle von starkem Flohbefall in der Umgebung von Fuchsbauen in verschiedenen Berliner Bezirken bekannt geworden. Diese Fälle konzentrieren sich bislang auf den Westen und Südwesten der Stadt sowie auf Berlin-Mitte, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass dieses Problem auch in anderen Stadtteilen besteht. Bei einem Teil der Fälle wies das SDEI die Flohart
Pulex irritans nach, die als „Menschenfloh“ bekannt ist, aber auch Wild- und Haustiere befallen kann. Das Leibniz-IZW erarbeitet gemeinsam mit der Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Strategien zur Eindämmung.
Welche Rolle spielen Füchse bei der Übertragung von Flöhen?
Flöhe haben bevorzugte Wirte, befallen aber bei Gelegenheit auch andere Tierarten. Es ist bekannt, dass der sogenannte „Menschenfloh“
Pulex irritans auch Hauskatzen, Hunde oder Füchse befallen und auf diesen Wirten überleben kann. In Berlin leben viele Füchse nahe am Menschen, z.B. neben Schulhöfen oder in Parks und Gärten, was den Übersprung der Flöhe vereinfacht. Die Anwesenheit von Wildtieren wie dem Fuchs kann die Ausbreitung der Flöhe zwar befördern, gleichzeitig kann der Befall durch eine tiermedizinische Behandlung der Füchse mit Anti-Flohmitteln eingedämmt werden. Deren gezielter Einsatz wird am Leibniz-IZW anhand konkreter Anwendungsfälle fachgerecht erprobt.
Wie kann die Flohbehandlung von Wildtieren wie Füchsen erfolgen?
Grundsätzlich gibt es zwei Wege der Verabreichung von Anti-Flohmitteln, entweder per Injektion oder über Futterköder. Da es praktisch kaum möglich ist, Wildtiere stressfrei einzufangen und zu behandeln, empfiehlt sich der Einsatz spezieller Futterköder. Nach Verzehr ist der Fuchs je nach Präparat mehrere Monate lang geschützt, da alle Flöhe, die ihn stechen, binnen kurzer Zeit sterben. Damit ist nicht nur dem Tier selbst geholfen, sondern auch die Flohausbreitung unterbrochen. Der gezielte Einsatz dieser Köder bei Füchsen wird derzeit am Leibniz-IZW wissenschaftlich begleitet.
Was bringt eine Vergrämung oder ein Abschuss von Füchsen?
Kurz gesagt: kaum Nutzen oder möglicherweise negative Effekte. Wird ein Fuchs vergrämt, besteht das Risiko, dass er vorhandene Flöhe in ein neues Gebiet mitnimmt, was die weitere Ausbreitung der Flöhe begünstigt und zur Vergrößerung des Problems beiträgt. Die am ursprünglichen Standort zurückbleibenden Flöhe hingegen suchen sich neue Wirte, etwa andere Wildtiere, Haustiere oder Menschen, was die lokale Befallsrate sogar noch erhöhen kann. Zudem können die Flöhe an diesem Ort nicht mehr durch eine Anti-Flohbehandlung des befallenen Fuchses bekämpft werden. Gleiches gilt für das Abschießen des Fuchses, welches sich ebenfalls kontraproduktiv auswirken kann, da auch diese Füchse nicht mehr bei der Flohbekämpfung unterstützen können, ihre freigewordenen Reviere aber von neuen, möglicherweise befallenen Füchsen wiederbesiedelt werden.
Was können betroffene Berlinerinnen und Berliner tun?
Betroffene können ihren Fall von Montag bis Freitag zwischen 10 und 12 Uhr über das Beratungstelefon unter 030/5168686 melden. Außerhalb der telefonischen Sprechzeiten können Anliegen auch per E-Mail an
fuchs-floh@izw-berlin.de gemeldet werden. Für jeden gemeldeten Fall werden genaue Angaben dazu benötigt, wann und wo der Flohbefall festgestellt wurde und ob ein Zusammenhang mit einem Fuchsbau vermutet wird. Da noch zu wenig über die verschiedenen Arten von Flöhen, deren Verbreitung in Berlin sowie mögliche Übertragungs-Zusammenhänge mit Fuchsbauten und regionalen Häufungsschwerpunkten bekannt ist, ist es eine große Hilfe, wenn bei Flohbefall einige Exemplare zur Bestimmung an das SDEI eingeschickt werden. Eine Anleitung und die Adresse dafür findet sich auf dem Infoflyer:
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Was müssen Berlinerinnen und Berliner mit Haustieren beachten?
Hunde und Katzen sind ebenfalls typische Wirte von Flöhen und damit typische Nebenwirte von Menschenflöhen. Sie sollten auf jeden Fall regelmäßig mit zugelassenen Präparaten gegen Flöhe behandelt werden. Tritt dennoch ein Befall auf, zum Beispiel im eigenen Garten oder in der näheren Umgebung, empfiehlt es sich, den Freigang der Haustiere zeitweise einzuschränken.
Wie arrangieren sich Füchse in einer Großstadt wie Berlin?
Füchse übernehmen wichtige ökologische Aufgaben und haben sich hervorragend an das urbane Leben angepasst. Stadtfüchse nutzen Rückzugsräume wie Bahndämme, Hecken, Kleingärten oder Brachen. Ihre Streifgebiete sind kleiner als im ländlichen Raum, da Nahrung im Überfluss vorhanden ist. Meist sind sie dämmerungs- oder nachtaktiv, um den Kontakt mit Menschen zu vermeiden. Die Anwesenheit von Füchsen zeigt, dass eine Stadt noch funktionsfähige ökologische Nischen bieten kann. Füchse jagen Mäuse, Ratten und Kaninchen, die sich in Städten leicht vermehren. Auch Aas (z.B. durch überfahrende Tiere) und Nahrungsreste werden von ihnen verwertet, was zur Sauberkeit im Stadtgebiet beiträgt. Sie tragen so zur natürlichen biologischen Schädlingsregulierung bei.
Wie können wir uns den Lebensraum Stadt mit Füchsen auf gesunde Art teilen?
Füchse können wie alle Wildtiere Parasiten wie Flöhe, Milben oder Bandwürmer übertragen. Derzeit gibt es keinen Nachweis des Fuchsbandwurms in Berlin. Dennoch ist es wichtig, Haustiere regelmäßig zu entwurmen und auf Parasiten zu kontrollieren. Direkten Kontakt mit Fuchsbauen oder Kot von Wildtieren sollten Menschen und Haustiere generell vermeiden. Offene Nahrungsquellen locken Wildtiere wie Füchse an, dadurch verlieren sie ihre natürliche Scheu und halten sich häufiger in Wohngebieten auf. Essensreste und Biomüll sollten daher stets sicher verwahrt werden, beispielsweise in geschlossenen Mülleimern oder gesicherten Komposthaufen. Das Füttern von Wildtieren gewöhnt diese an die Nähe zum Menschen und sollte daher grundsätzlich unterbleiben! Es erhöht das Konfliktrisiko und fördert schlussendlich das Risiko für die Übertragung von Krankheitserregern oder Parasiten.
Von März bis Juni bekommen Füchse Nachwuchs und ziehen ihn auf. Fuchsbaue, die Wurf- und Aufzuchtstätten für den Fuchsnachwuchs, sind in dieser Zeit rechtlich besonders geschützt. Um eine Ansiedlung von Füchsen in direkter Menschennähe zu vermeiden, können zur Vorbeugung potenzielle Bauplätze wie Hohlräume unter Schuppen oder Terrassen bereits vor der Reproduktionszeit baulich gesichert werden. In Gebieten, in denen Füchse regelmäßig gesichtet werden und Fuchsbaue bekannt sind, kann eine Absperrung der Fläche rund um den Bau dabei helfen, eine potenzielle Übertragung von Flöhen auf Menschen zu vermeiden.
Nicht zuletzt ist es im Rahmen der Stadtentwicklung wichtig, für ein gutes Zusammenleben von Menschen und Wildtieren wie dem Fuchs naturnahe Rückzugsräume zu erhalten, zum Beispiel Brachen, Hecken oder Böschungen.