Wie wird das Nutzungserlebnis neuer Technologien über einfache Tests hinaus im Alltag bewertet? Und welche innovativen Lösungsansätze und Anwendungspotenziale ergeben sich erst durch die Anwendung in der Praxis? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das neue Consumer Innovation Lab des Fraunhofer FIT, eine gemeinsame Initiative mit dem Institut für Verbraucherinformatik der Hochschule Bonn Rhein-Sieg. Das Lab bietet Fachleuten aus Forschung und Wirtschaft die Möglichkeit, ihre Ideen, Produkte und Dienstleistungen unter realitätsnahen Bedingungen praktisch zu erproben.
Produkte und Services in den Nutzungskontext einbinden
Bevor neue Technologien und Prozesse der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, durchlaufen sie in der Regel umfangreiche Prüfungen. Gleiches gilt für Ideen, die Anwendung im realen Alltag von Endnutzenden finden sollen. In sogenannten Living Labs, auch Reallabore genannt, testen in diesem Sinne Verbrauchinnen und Verbraucher aus einer Stichprobe von Haushalten verschiedene Alltagspraktiken mit dem jeweiligen Produkt oder der Dienstleistung und geben Rückmeldungen zum Nutzungserlebnis. Gleichzeitig werden sie aktiv in den Designprozess mit eingebunden, um Ideen und Lösungen basierend auf ihren Alltagserfahrungen zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Dieses Feedback hilft Chancen und Verbesserungspotenziale in der Mensch-Technik-Interaktion zu identifizieren, um später innovative Lösungsansätze entwickeln und erproben zu können.
Herausforderungen und Bedarfe des Nutzeralltags identifizieren
»Der Einsatz neuer Technologien im Alltag von Nutzenden führt in der Regel zwangsläufig zu einer Umstellung und Veränderung bestehender Praktiken und Routinen. Das Consumer Innovation Lab begleitet und unterstützt den Umstellungs- und Aneignungsprozess, sodass neu auftretende Bedürfnisse und Herausforderungen frühzeitig identifiziert und adressiert werden können«, erklärt Dominik Pins, Leiter des Consumer Innovation Labs.
Um wirksame Ideen sowie Prototypen gezielt auszugestalten, kommen im Living Lab bewährte Methoden des menschzentrierten Designs nach ISO 9241-210 zum Einsatz. Dabei werden Anforderungen, Gestaltungskonzepte und Lösungen iterativ unter realen Bedingungen untersucht. Durch die Verbindung interdisziplinärer Perspektiven insbesondere aus der Soziologie, Psychologie und Informatik sowie der Einbindung fundierter Expertise in den Bereichen Nachhaltigkeit, Inklusion, digitale Souveränität, Mobilität, Konsum und Life Science entstehen schließlich praxistaugliche und tragfähige Innovationen. Bereits in den laufenden Projekten SAM Smart und CrowdWater des Fraunhofer FIT finden Living Labs statt, in denen Smart-Home Geräte auf Sicherheitslücken geprüft oder die nachhaltige Wassernutzung gemessen wird.
Transfermöglichkeiten
Die Kombination von wissenschaftlicher Forschung mit praxisnaher Umsetzung ermöglicht vor allem einen Transfer in die Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Die nutzergetriebenen Erkenntnisse und Forschungsergebnisse werden unter anderem regelmäßig in Fachzeitschriften publiziert und auf Konferenzen präsentiert und dienen nicht selten als Empfehlung für Politik und zivilgesellschaftliche Akteure.
Das Fraunhofer Unternehmensnetzwerk bietet zudem die Möglichkeit mit anderen Anwendungspartnern zu kooperieren, um zukunftsfähige Projekte auszubauen. Hierzu bündelt es beispielsweise in der TrafoHOCH3-Inititative gemeinsam mit dem Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie und ecosign ihre Expertisen, um Unternehmen eine Plattform für maßgeschneiderte Service-Angebote in Bildung, Forschung und Praxis in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Design zu bieten.
Tage des offenen Reallabors
Um mehr über das Consumer Innovation Lab zu erfahren, lädt das Fraunhofer FIT am 1. Juli 2025 im Rahmen der Tage des offenen Reallabore (
https://s.fhg.de/offenes-reallabor-2025) alle Interessierten ein. Bei der Online-Veranstaltung erhalten Teilnehmende Einblicke in die Arbeit des Reallabors anhand praxisnaher Fallbeispiele, bei denen innovative Ideen in enger Zusammenarbeit mit Nutzenden unter realen Alltagsbedingungen entwickelt und getestet werden.