Theologe Seewald übernimmt Herausgeberschaft kirchlicher Lehramtstexte
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Theologe Seewald übernimmt Herausgeberschaft kirchlicher Lehramtstexte


Handbuch „Denzinger“ vereint wichtigste Lehramtsentscheidungen von der Antike bis heute – Herausgeberschaft geht von Peter Hünermann auf Michael Seewald über – Neues Projekt CREDENZ verbindet Editionsarbeiten mit Forschungen zur Dogmen-Entwicklung – „Auch historische Texte neu aufnehmen: Wegweisendes für heutige Fragen nach synodalen Strukturen noch wenig rezipiert“ – „Wir edieren weiter nach Prinzipien der Unabhängigkeit, Exaktheit, Texttreue“ – Finanzierung aus Mitteln des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises 2025

Die weltweit wichtigste Sammlung lehramtlicher Texte der römisch-katholischen Kirche wird in Zukunft der Dogmatikprofessor Michael Seewald von der Universität Münster herausgeben. Das Handbuch „Denzinger“, das in zahlreichen Sprachen vorliegt, vereint die wichtigsten Entscheidungen des kirchlichen Lehramts von der Antike bis heute. Seewald übernimmt die Arbeit von Peter Hünermann, der bis 1997 Dogmatikprofessor in Tübingen war und das Kompendium mehr als 30 Jahre bis zur heutigen 45. Auflage im Verlag Herder edierte. Die neue Auflage entsteht im Rahmen des Forschungsprojektes CREDENZ (Critical Edition of the Denzinger), das Seewald auf sieben Jahre angelegt hat und neben der Editionsarbeit Forschungen dazu vorsieht, wie dogmatische Normen durch Rückgriff auf autoritative Textsammlungen entstehen, und wie sie sich mit diesem Kanon verändern. Finanziert wird CREDENZ aus den Mitteln des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Seewald erhielt den mit 2,5 Millionen Euro dotierten, wichtigsten deutschen Wissenschaftspreis im März 2025. Zur Übergabe der Herausgeberschaft des Denzingers sagte Peter Hünermann (Foto): „Ich gebe Michael Seewald dieses Werk in Freundschaft weiter. Der Denzinger wird bei ihm in guten Händen sein.

„Der Neuauflage des Denzingers müssen wir Texte der Pontifikate von Franziskus und Leo XIV. hinzufügen, andere, weniger rezeptionsstarke Texte, vor allem aus den Pontifikaten Pauls VI. und Johannes Pauls II., können möglicherweise wieder gestrichen werden“, sagte Seewald. Es biete sich auch an, historische Texte neu aufzunehmen, die bislang noch nicht im Denzinger stehen. „Die Kirche sucht im Moment nach einer synodalen Struktur. Die spätmittelalterlichen Reformkonzilien, etwa das Konzil von Konstanz (1414–1418), haben dazu Wegweisendes gesagt. Lange blieb dies dogmatisch wenig rezipiert, heute könnte es von neuem Interesse sein. Es hat daher mehr Platz im Denzinger verdient.“ Solche Änderungen würden behutsam angegangen, so der Forscher, und es werde sichergestellt, dass sich die Nummerierung nicht verschiebe, damit Texte unter der bekannten Nummer auffindbar bleiben.

„Theologiegeschichtliches Detailwissen und theologische Finesse“

Die Sammlung, die die lehramtlichen Texte leicht zitierbar und zügig auffindbar macht, wurde erstmals 1854 von Heinrich Denzinger herausgegeben und seitdem immer wieder bearbeitet und erweitert. „Lehramtlich bedeutet, dass – je nach zeitlichem Kontext – eine Synode oder später dann der Papst einen Text mit dem Anspruch auf Verbindlichkeit in Fragen der Glaubenslehre und der Moral formuliert haben“, erläutert Seewald. Das Handbuch ist grundlegend für die Forschung und Lehre in der Theologie. Auch das Lehramt selbst zitiert sich oft nach dem Denzinger. Allein die Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, „Lumen Gentium“, enthält 45 Verweise auf den Denzinger.

Zur Übergabe der Herausgeberschaft sagte Seewald: „Peter Hünermanns Arbeit am Denzinger hat sich durch große Unabhängigkeit, Exaktheit und Texttreue ausgezeichnet. Diesen Prinzipien wird auch unsere Arbeit folgen.“ Um den Denzinger habe Hünermann sich größte Verdienste erworben. Das Handbuch wurde unter Hünermann erstmals ins Deutsche und in zahlreiche andere Sprachen übersetzt. „Dieses Werk fortzuführen, ist für mich Ehre und Verpflichtung zugleich“, so Seewald.

„Geisteswissenschaft kann Zukunft“, sagte Verleger Manuel Herder. „Mit 170 Jahren Lebenszeit hat dieses Standardwerk länger überdauert als die meisten Unternehmen in Wirtschaft und Industrie. Dank seiner Herausgeber steht der ‚Denzinger‘ stets für Theologie auf der Höhe der Zeit – mit Blick voraus.“ Manuel Herder dankte Peter Hünermann für sein großes Engagement und wünschte Michael Seewald viel Erfolg für die Zukunft.

Papst Franziskus sagte 2019: „Der Denzinger hilft uns, weil dort die ganze Dogmatik ist.“ Der Papst hat aber zugleich die Notwendigkeit betont, auch Entwicklung und Veränderung in der Kirche zu denken. Stephan Weber, Herder-Programmleiter Theologie, unterstrich: „Wir haben uns für Michael Seewald als neuen Herausgeber des Denzingers entschieden, weil er theologiegeschichtliches Detailwissen mit systematisch-theologischer Finesse verbindet. Seine Arbeiten zur Dogmenentwicklung gelten als Standardwerke des Fachs und haben ihn zu einem der weltweit gefragtesten deutschsprachigen Theologen gemacht.“

Der Denzinger gibt lehramtliche Texte zweispaltig in Originalsprache, meist auf Latein, und in Übersetzung wieder. Jeder Text wird mit einer kurzen Einleitung und Quellenangaben versehen. Das Handbuch ordnet jedem Abschnitt eines Dokumentes eine Nummer zu. „Wer kurz und prägnant wissen will, was etwa Papst Pius VIII. 1830 dem Erzbischof von Rennes über das Zinswesen gesagt hat, kann entweder im Archiv danach suchen oder Nr. 2722 des Denzingers aufschlagen und es dort nachlesen.“ Zitiert wird aus dem Denzinger mit der Abkürzung des Herausgebers und der Textnummer, bisher DH für Denzinger-Hünermann, künftig DS für Denzinger-Seewald. DS wurde bereits früher verwendet, als Adolf Schönmetzer ab 1963 Herausgeber war. In den vergangenen Jahren sind internationale Ausgaben des Handbuches etwa in chinesischer, englischer, französischer, italienischer, koreanischer, kroatischer, portugiesischer, spanischer und ungarischer Sprache entstanden. (vvm/tec)

Aktuelle Ausgabe: Heinrich Denzinger: Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen. Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum. Verbessert, erweitert, ins Deutsche übertragen und unter Mitarbeit von Helmut Hoping herausgegeben von Peter Hünermann. 45. Auflage. Herder, Freiburg u. a. 2017.
Fichiers joints
  • Übergabe der Herausgeberschaft des Handbuches „Denzinger“ von Dogmatikprofessor Peter Hünermann an Michael Seewald, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster (Foto: Exzellenzcluster „Religion und Politik“, Universität Münster, Silas Stein)
Regions: Europe, Germany, United Kingdom
Keywords: Humanities, History, Law, Philosophy & ethics, Religion

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