FRANKFURT. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Schwerpunktprogramm 2392, dessen englischsprachiger Titel „Visual Communication: Theoretical, Empirical, and Applied Perspectives“ (ViCom) lautet, für weitere drei Jahre. Ziel der zweiten Förderphase ist es, die besonderen Strukturen und Funktionen visueller Ausdrucksformen wie Gebärden, Gesten und Emojis noch umfassender zu untersuchen und theoretisch zu modellieren.
Seit dem Start im Jahr 2022 hat ViCom das Forschungsfeld der visuellen Kommunikation national und international maßgeblich geprägt. 19 Teilprojekte haben in der ersten Phase wichtige Beiträge zur Frage geleistet, wie Menschen mit sichtbaren Zeichen und Bewegungen Bedeutung erzeugen und verstehen, sei es in Gebärdensprachen, in der Gestik oder in der digitalen Kommunikation mit Emojis. Etliche Publikationen, internationale Tagungen und gemeinsame Forschungsprojekte sind aus dem interdisziplinären Programm hervorgegangen.
In der nun beginnenden zweiten Förderphase liegt der Fokus auf der Theoriebildung und Systematisierung der bisherigen Erkenntnisse. Anhand der umfangreichen empirischen Daten aus der ersten Phase wollen die Forscherinnen und Forscher neue linguistische und kognitive Modelle entwickeln, um visuelle Kommunikation in all ihren Facetten zu beschreiben, von der Grammatik der Gebärdensprachen über die Rolle von Gestik im Gespräch bis hin zu digitalen Ausdrucksformen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der internationalen Zusammenarbeit.
„Visuelle Kommunikation ist ein Grundpfeiler menschlichen Verstehens, sie verbindet Sprache, Körper und Denken“, sagt Prof. Cornelia Ebert von der Goethe-Universität, die das Schwerpunktprogramm gemeinsam mit Prof. Markus Steinbach (Universität Göttingen) koordiniert. „Die zweite Förderphase gibt uns die Möglichkeit, die theoretischen Grundlagen für dieses noch junge Forschungsfeld weiter zu festigen und den wissenschaftlichen Austausch auf internationaler Ebene auszubauen.“ Prof. Markus Steinbach betont: „In der ersten Phase ist eine lebendige Forschungscommunity entstanden, die Linguistik, Psychologie, Neurowissenschaften und Informatik eng verknüpft. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit wollen wir nun vertiefen, mit neuen Projekten, Nachwuchsprogrammen und internationalen Summer Schools.“
Neben den wissenschaftlichen Zielen setzt ViCom auch auf eine offene und inklusive Forschungsstruktur. Bereits in der ersten Phase wurden Programme zur Nachwuchsförderung, Gleichstellung und Barrierefreiheit etabliert, etwa durch Mentoring-Angebote, familienfreundliche Arbeitsbedingungen und Gebärdensprach-Interpretation bei Veranstaltungen. In der zweiten Phase liegt der Fokus dabei verstärkt auf praxisorientierten Maßnahmen zur Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses, während bewährte Initiativen zu Gleichstellung und Barrierefreiheit fortgeführt und weiter ausgebaut werden.
Die zweite Förderphase des Schwerpunktprogramms läuft bis Oktober 2028. Insgesamt umfasst ViCom 17 Teilprojekte, die an verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland angesiedelt sind. Die DFG fördert die zweite Phase mit sechs Millionen Euro, demselben Betrag wie bei der ersten Förderphase.
Prof. Dr. Cornelia Ebert forscht und lehrt seit 2019 an der Goethe-Universität, vor allem zur Semantik. Sie hat in Potsdam Computerlinguistik studiert und kam über mehrere wissenschaftliche Stationen in Osnabrück und Berlin nach Frankfurt. 2020 erhielt sie ein Goethe-Fellowship am Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg. 2022 wurde sie Sprecherin des gemeinsam mit Prof. Markus Steinbach aufgesetzten Schwerpunktprogramms ViCom. Ebert war bereits an einem anderen Schwerpunktprogramm beteiligt: XPRAG.de – New Pragmatic Theories based on Experimental Evidence.
Prof. Dr. Markus Steinbach forscht und lehrt seit 2009 an der Georg-August-Universität Göttingen vor allem im Bereich der Semantik, Pragmatik und Gebärdensprachlinguistik. Er hat an der Goethe-Universität Germanistik und Philosophie studiert und wurde an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Von 2007 bis 2008 hat er eine Professur an der Goethe-Universität vertreten. In Göttingen leitet er das experimentelle Gebärdensprachlabor. Er ist an mehreren Verbundprojekten beteiligt und Herausgeber einer Fachzeitschrift und von zwei Buchreihen. 2022 wurde er Sprecher des gemeinsam mit Cornelia Ebert aufgesetzten Schwerpunktprogramms ViCom.
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